Lange, schöne Fahrt mit dem Fahrrad. Das Wetter – ein Geschenk, beinahe unverschämt gut. Die Landschaft, hier an den Bodden, weit, klar, von einer beinahe malerischen Sanftheit. Hiddensee, Rügen und natürlich der geliebte Rasende Roland.
Für den seltenen, geradezu absurden Fall, dass ich mich ins Wasser begeben wollte – bei diesen Temperaturen nahezu ausgeschlossen – habe ich, im örtlichen „Kaufhaus des Nordens“, eine Badeshort erstanden. Sehr schick, ja. Und dann: zu eng. Zwickend, wie eine falsche Entscheidung.
Ich stehe am Strand, blicke auf das unbewegte Wasser. Lausche meinem Gewissen. Es soll möglich sein, das Gute vom Bösen zu trennen, durch einfaches Hinhören. Sagen sie. Bei mir: kein Ergebnis. Stille, mehr nicht.
Nach sieben Stunden Rückfahrt von Rügen bin ich müde. Noch mehr als zuvor urlaubsreif. Das Rad stand still, mein Körper nicht.
Der Schlaf – fragmentarisch. Atempausen, sagt meine Frau. Wiederholt. Stillstand, sagt sie. Ich liege auf der Seite, als könne das irgendetwas ändern.
Und dann: diese Nachrichten. Führende SPD-Politiker fordern Gespräche mit Russland. Stellen sich gegen die Aufrüstung. Man fragt sich: wo wart ihr die letzten drei Jahre? Städte in der Ukraine, ausgelöscht. Ein Kriegsverbrecher, der nichts will außer… Frieden? Es ist wie ein Hohn. Wer das, was ein unsägliche Stegner und seine klapprigen Friedensstifter faseln, wirklich glaubt, kann nicht mehr sein als ein zerrupftes russisches Schaf. Das macht Schmerzen im Kopf haben – bohrende, zersetzende. Wenn mich einer fragt, warum ich diese Putin-Kumpel nicht ausstehen kann – deswegen.
In der Wolfsstunde erwacht. Nachtmähren. Düstere Gedanken. Aber auch: ein Licht, irgendwo, am Ende. Vielleicht.
Die abscheulichen USA. Bürgerkrieg dort, womöglich. Sollen sie sich gegenseitig massakrieren. Es berührt mich nicht mehr.
Später, mit Freunden beim Italiener. Der Lieblingsitaliener. Das Essen, das Gespräch. Und für einen Moment: alles gut. Ein schöner Abend. Einer, der bleibt
Und wären ich im Dunkeln die Strasse nach Haus hinhochfahre, denke darüber nach, das ich unfassbar froh darüber bin, das ich lebe wo ich lebe.