Ein vermurkstes Wochenende

Ein Hinweis für alle, die zu fliehen versuchen, ins sogenannte Freie: Verbringt kein Wochenende bei Suderburg – einem Ort, der sich weigert, zu leben. Nähe Uelzen, in der Nähe eines Badesees, auf einem Campingplatz: Es ist, als habe man die Zeit ausgesetzt. Nichts geschieht. Nichts endet.

Bleibt noch der erstmalige Besuch in Urlzen. Die Eisdielen-Dichte bemerkenswert. Ansonsten der Hundertwasser-Bahnhof – bunt, aufrecht, unpassend in seiner Umgebung – ist zu erwähnen. Aber auch dort: weg hier.

Nach diesem Wochenende – eher schrecklich als schön – stellt sich eine eigentümlich stille Gewissheit ein: Zuhause ist es doch am erträglichsten. Und von der Wohnungstür zum Badesee: zwei Minuten.

Man sitzt wieder am Tisch, der Boden knarrt unter den bekannten Schritten.
Dann wird – trotz innerem Widerstand – das Internet wieder eingeschaltet. Der Blutdruck steigt. Unausweichlich.

Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte israelische Regierungschef Netanjahu, in Gesellschaft seines blondierten Kumpanen, des amerikanischen Möchtegern Diktators, demonstriert den grausigen Mullahs im Iran, jenen Männern aus der Zeit vor der Zeit, „wo der Hammer hängt“. B2. GBU-57. Kürzel wie Urteile. Man versteht sie nicht, aber man spürt: Sie bedeuten Zerstörung. Und schwupps, am nächsten Tag ist wieder Frieden, Thema erledigt bis auf die Frage: Wo ist das angereicherte Uran?

Doch die eigentliche Frage – jene, die wirklich bleibt – lautet: Wie gefährlich sind Welse in deutschen Badeseen?
Ein Exemplar, zwei Meter lang, wurde von einem Polizisten erschossen. Es hatte, so heißt es, Badende gebissen.
Der Beamte, todesmutig. Der Wels – ein Ungeheuer.

Währenddessen: Der Bundesnachrichtendienst eröffnet einen Online-Shop. Socken, T-Shirts, Thermobecher, Kugelschreiber – alle mit dem Logo des Dienstes. Die Nachfrage soll überwältigend sein.

Und schließlich – fast nebensächlich, doch nicht weniger gravierend – ein Warnhinweis aus der Küche: Finger weg von Auberginen.
Dieses eigenartig strukturlose Gemüse hat ein Abendessen ruiniert, das sorgfältig geplant war. Die Schuld liegt vermutlich bei mir.

Und eine wirklich schlechte Nachricht. Mein, unserer Lieblingsitaliener hat dicht gemacht. In einem Monat öffnet dort ein iranisches Restaurant. Mahlzeit.

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