Dauercamper

Er spielt nicht mehr

Ich werde mich, so scheint es mir, irgendwann eingehender mit dem Phänomen des Dauercampers beschäftigen müssen. Es lässt mich nicht los. Was treibt einen Menschen dazu, tage-, wochen-, vielleicht monatelang an einem Ort zu verharren, an dem nichts ist – oder weniger als nichts? Ein gottverlassener Platz, irgendwo abseits. Der Campingplatz als Gegenwelt.

Vorhin saß ich dort, auf eben jenem Platz, gegenüber ein Mann. Ein Camper. Neben ihm seine Frau, die häkelte. Er selbst war im Begriff zu singen und Gitarre zu spielen – überzeugt von sich, unerschütterlich in der Annahme, beides zu beherrschen. Leider nicht zutreffend. Ich aber saß da und bewunderte still meine eigene Leidensfähigkeit, diesen Missklang auszuhalten, ja: mir diesen Unsinn anzuhören.

Dann hörten sie auf – mit dem Spielen, dem Singen, dem Häkeln –, tranken Rotwein und begannen, Rummikub zu spielen. Ein Wechsel im Ritual. Und sie, offenbar im Einklang mit sich, mit der Welt, mit dem leeren Tag.

Ich notiere das, mit einer Art stillem Vergnügen. Meine Sozialstudien an diesen rätselhaften Dauercampern gehen weiter. Auf einem Campingplatz bei Uelzen – ein Ort, der sich anfühlt wie das Ende der niedersächsischen Welt. Ich trinke dazu ein alkoholfreies Bier – den Testsieger, wie es auf dem Etikett heißt. Ein stilles Beisammensein mit mir selbst.

Schreibe einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..