Gesehen, was ich nicht hätte sehen sollen

Man lebt so friedvoll und harmonisch. Eingeigelt und beschützt in seiner Blase. Komfortzone. Man kocht, isst und trinkt, man trifft sich mit Freunden und seinen Lieben, man treibt Sport, man liest ein Buch und hört Musik. Dann geschützt, im Innersten ruhig und zufrieden, Arbeit im Garten und am Haus. Dann wacht man auf, starrt auf sein Smartphone und es stockt einen der Atem. Diese Welt dort Draußen macht mir echt zu schaffen. Die schlechten Nachrichten bringen mich in Gefahr. Ich sehe Bilder und Videos, die ich nicht hätte sehen dürfen. Erst die Ukraine, jetzt Israel. Und diese Ignoranz, die offensichtlich fehlende Empathie, macht mich wirklich krank.

Natürlich kann und soll man sich mit dem palästinensischen Leid solidarisch zeigen, natürlich kann und soll man für einen Staat Palästina sein, aber doch nicht diese Terrorbande Hamas unterstützen. Es gehören immer zwei dazu, eine Vereinbarung zu treffen, aber nicht unter der Bedingung »from the River to the Sea«. Keine einzige palästinensische Demo gegen das Abschlachten jüdischer Zivilisten. Keine einzige Verurteilung durch Links- und Rechtsaußen. Freies Palästina, das israelischen Frauen die ungeborenen Kinder aus dem Leib geschnitten wurden, ist doch nicht der Rede wert. Besonders die deutsche (und internationale) Linke und ihre extreme, moralische Gefühllosigkeit macht mir zu schaffen. Was ist verdammt noch mal los in dieser Welt?

Zum Teufel mit der Hamas, zur Hölle mit den jubelnden Palästinensern und ihren Sympathisanten.

Besuch eines Solidaritätskonzert in der jüdischen Synagoge in Hi. Die Klezmermusik, jiddisch und hebräischer Gesang, rhythmisch und mitreißend, manchmal traurig, meistens fröhlich. Zweiter befreundete Musiker aus der Ukraine spielten Keyboards und Akkordeon, dazu eine tolle Sängerin. Schönes Konzert, der Raum brechend voll, draußen standen Polizisten.

Aber ich will und kann nicht alles grässlich finden. Den abgesehen von allen Entsetzlichkeiten, das neue Album von Steven Wilson, dem vielleicht besten lebenden Musiker (ansonsten wär’s für mich David Bowie), heißt »The Harmony Codex« und ist einfach wunderbar. Jedenfalls dann, wenn alles erlaubt ist, progressive Rockmusik in alle Schattierungen sowie der Pop und die Harmonien der seligen Beatles mit Weltmusik, Jazz und was weiß ich nicht noch alles verschmelzen. Ohne Fehl und Tadel. Ein Meisterwerk.

Steven Wilson - The Harmony Codex

Und da die Welt aus den Fugen ist, ich sowie nichts ändern kann und ich mich ablenken muss, mach ich jetzt auch Musik. Nicht komponiert und gespielt wie Herr Wilson, sondern mit Hilfe eines Controllers und Ableton Live zusammengebastelt. Muss nur die richtigen Tasten drücken. Da kann allerdings auch so einiges schief gehen.

4 Kommentare bei „Gesehen, was ich nicht hätte sehen sollen“

  1. Erstes Punkalbum des Könichs 2024?

    Steven WIlson hat sich ja jüngst dem Artpop zugewandt. Sicher: handwerklich gut, aber gemessen an Porcupine Tree bin ich da raus, fürchte ich.

    1. Art-Pop? und Punk wird’s nicht, eher Zeitvertreib 🙂

      1. Punk ist Zeitvertreib. 😉

        Artpop – so David Bowie, Tori Amos, Björk und dergleichen. Und Steven Wilson halt auch, seit er Gitarrenmusik mehr mischt als spielt.

        Andererseits: pah, Genres.

        1. Wohl wahr 🙂

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